Wenn wir hier im Westen
von Reiki sprechen, was meinen wir üblicherweise damit? Wir meinen damit: die
Hände auflegen, um uns zu entspannen, um zu uns zu finden, um uns und anderen
etwas Gutes zu tun und um eine Heilung von Leiden zu ermöglichen.
Die langjährigen
SchülerInnen Usui Sensei’s hingegen verstanden und verstehen etwas anderes
darunter, die Usui Reiki Ryoho zu praktizieren. Sie meinten damit das
Praktizieren, das tägliche Üben der Gokai, der fünf Lebensregeln.
Mag sein, daß wir bislang
im Westen die zentrale Bedeutung der Gokai, der Reiki-Lebensregeln gar nicht so
recht erfasst haben. Im Westen ist Reiki eher ein Handauflegen, während es
ursprünglich eine Ausrichtung des eigenen Geistes, des eigenen Bewußtseins war.
Reiki Praxis im
eigentlichen Sinne könnte man demnach dann folgendermassen definieren: mit Hilfe
der energetischen Unterstützung des Reiki seinen Geist gemäß den Lebensregeln zu
schulen, das eigene Leben, das eigene Wesen in jedem Moment unseres Daseins an
den 5 Reiki Prinzipien auszurichten. Dies ist der Weg zu Glück und Wohlbefinden.
Diese Zeichnung ist das Original der Reiki-Lebensregeln in der Handschrift von Usui Sensei.
Da steht:
Shoufuku no hihoo. Manbyo
no ley-yaku. Kyo dake wa. Okoru-na. Shinpai suna. Kansha shite. Goo hage me.
Hito ni shinsetsu ni. Asa yuu gassho shite kokoro ni neji kuchi ni tonaeyo. Shin
shin kaizen. Usui Reiki Ryoho. Chosso Usui Mikao.
Eine Audiodatei mit der
japanischen Aussprache von Chetna Kobayashi ist unter http://www.reiki.org/JapaneseTechniques/5Principles.html
zu finden.
Jede Übersetzung dieses
Textes ist zugleich auch eine Interpretation, auf meiner Homepage sind mehrere
Versionen zu finden, und auch im Kursbegleitheft haben diejenigen, die bei mir
Reiki gelernt haben, eine oder mehrere Versionen erhalten. So will ich darauf
nicht weiter eingehen, sondern noch einmal aufzuzeigen versuchen, welchen
Stellenwert, welche Bedeutung diese 5 Prinzipien haben, welche Funktion und
welchen Sinn.
Der Buddhist weiß um die
Psychologie des Geistes und strebt danach, das Leiden auf allen Ebenen zu
überwinden und Glück und Wohlbefinden zu erreichen, d.h. in der Entwicklung des
eigenen Potentials, heilsames im eigenen Geiste zu fördern, und unheilsame
Tendenzen zu überwinden. Dies bedeutet, seinen eigenen Geist zu schulen, mit der
rechten Motivation, denn damit erschaffen wir die Ursachen für letztendliches
Glück und wahres Wohlbefinden. Ein Geist, der friedvoll, sorgenfrei, dankbar,
mitfühlend und diszipliniert ist, wird in jedem Moment positive Ursachen
hervorbringen, die letztendliches Glück erzeugen. Das ist ein sehr hoch
gestecktes Ziel, das wir nur nach langjähriger und sehr disziplinierter Praxis
erreichen können.
Grundlegend wichtig bei
allem, was wir tun, ist unsere Motivation, die Intention. Sie bestimmt
letztendlich auch das Ergebnis, das wir damit bewirken werden. Wenn es unsere
Intention ist, uns zu entspannen, so werden wir dies mit Reiki meist erleben
können, wenn es unsere Intention ist, letztendliches Glück und dauerhaftes
Wohlbefinden zu erlangen, so kann uns auch dies mit Hilfe von Reiki gelingen. Je
umfassender unsere Absicht, umso weitreichender auch das Ergebnis. Karma
bedeutet: Ursache und Wirkung, jede Wirkung hat ihre Ursache, wenn ich heilsame
Ursachen setze, werde ich heilsames, glückbringendes als Ergebnis empfangen.
Die buddhistische Kultur
hat die Gesetzmäßigkeiten von Karma, von den Ursachen von Glück und Leid, wie
auch die eigenen geistigen Zustände und die Gesetzmässigkeiten, denen sie
unterliegen, in perfekter Form ergründet und für den Alltag anwendbar gemacht.
Entsprechendes finden wir auch in den 5 Reiki Lebensregeln. Wenn wir uns danach
ausrichten, werden wir zwangsläufig mehr Glück und Wohlbefinden im inneren und
äußeren Leben erfahren.
Unser eigenes Bewußtsein
bestimmt, ob wir glücklich sind oder nicht, die äußeren Umstände unseres Daseins
hingegen sind sekundär. Wenn wir dies tatsächlich verstanden haben, so haben wir
einen Schlüssel zum Glück, zur Heilung auf allen Ebenen gefunden.
Die 5 Reiki Lebensregeln
sind ein Leitfaden, welcher geistige Zustand heilsam und hilfreich ist. Es ist
sehr viel Weisheit darin verborgen.
Da unser Wesen doch oft
ein recht vergessliches ist, wurden die Lebensregeln täglich aufs Neue gemeinsam
vor der Reiki-Praxis zitiert. Wiederholung, regelmäßige und geduldige Praxis ist
sehr wichtig in der Schulung des eigenen Bewußtseins. In alte leidvolle und
ichbezogene Muster zurückzufallen, geschieht ganz von alleine, während sich aus
einem alten Muster zu lösen und ein heilsames Muster stattdessen im eigenen
Geist zu festigen, dies bedeutet, daß wir „gerade heute“, jetzt, hart daran
arbeiten müssen.
In diesem Zusammenhang
würde ich auch die Regel „Gerade heute, arbeite hart an dir“ (Gyo wo hageme)
deuten, daß nämlich das Maß an Disziplin, das ich aufbringe, auch letztendlich
über Erfolg oder Mißerfolg, über Glück oder Leiden entscheidet.
Die Reiki-Lebensregeln
sind demnach auch eine Mahnung zur Eigenverantworlichkeit, zur disziplinierten
Schulung des eigenen Wesens. Gerne wird im Westen diese Verantwortung an Reiki,
an das Göttliche abgegeben, etwas überzogen formuliert nach dem Motto: „Ich bin
ja nur Kanal und Reiki wird es schon richten“. Dies ist eine wenig förderliche
Einstellung, wenn es um das Ausrichten des eigenen Bewußtseins am Heilsamen
geht.
Da scheinen sich mir zwei
recht unterschiedliche Wege zu offenbaren, sich mit Reiki zu befassen. Aktive,
eigenverantwortliche Praxis der Usui Reiki Ryoho, und – im Gegensatz hierzu –
eine eher passive Einstellung im Westen: ich empfange Reiki und danach geht es
mir wieder gut.
Diese unsere Konsumkultur
hat sich auch auf den Bereich des Spirituellen ausgewirkt, und die Werbung für
manche Seminare verspricht uns baldige Erlösung, was wohl eher ungeschickt ist,
denn dann werden falsche Erwartungen und Hoffnungen geweckt. Manche Reiki
Werbung scheint zu suggerieren, ein paar Seminare und ein paar Stunden Reiki und
es geht dir schon viel, viel besser. Dies halte ich für bedenklich, denn so
werden falsche Voraussetzungen geschaffen, die später zu einem Hindernis auf dem
Weg werden.
Die alten Meister, wie
z.B. S.H. Dalai Lama gehen da wesentlich geschickter vor und sagen von
vornherein: es ist deine eigene geduldige Disziplin, die das Ergebnis bewirkt.
Derlei läßt sich jedoch nicht so gut verkaufen, und so pendeln viele im New Age
von einer Technik zur nächsten, anstatt ein Leben lang ihre einmal gewählte
Praxis täglich zu vertiefen und zu intensivieren.
Mit Reiki und den
Lebensregeln haben wir einen einfachen, umfassenden und kompletten Pfad
übermittelt bekommen zu mehr Glück und Wohlbefinden. Es liegt an uns selbst, wie
wir dies tagtäglich in unserem Leben umsetzen.
Wenn wir Fortschritte auf
unserem Reiki-Pfad machen wollen, so müssen wir uns konsequent um ein Leben nach
den 5 Reiki-Lebensregeln bemühen, morgens und abends, d.h. den ganzen Tag über
und letztendlich auch im Schlaf.
Je besser unsere
Achtsamkeit und Disziplin, umso eher werden wir Fortschritte machen auf dem Weg,
das war zu Usui’s Zeiten so, und das ist auch immer noch so. Reiki als Energie
empfangen wir von oben und dies unterstützt und segnet uns auf unserem Weg. Wenn
wir dabei zu passiv bleiben, werden wir uns entspannen können, Stress abbauen,
aber mehr auch nicht.
Ursprünglich waren Sinn
und Bedeutung der Usui Reiki Ryoho: sich und sein Leben an den Gokai, an den
Reiki-Lebensregeln auszurichten. Dies ist der Weg zu Glück und Wohlbefinden, der
geheime Pfad, vom Göttlichen Licht gesegnet zu sein.
(Als
weiterführende Lektüre zu diesem Thema habe ich einen Lehrtext des Buddha „Was
bedeutet Lebensglück?“, das Mahamangala Sutra, ins Deutsche übersetzt, zu finden
auf der noch im Aufbau befindlichen Homepage
spirit.lichtsegen.de
unter spirit3.)
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Eine durchaus wichtige Frage, nämlich, ob ich ungefragt eine Fernbehandlung
geben darf, wird von den LehrerInnen im Westen ganz unterschiedlich beantwortet.
Die Auseinandersetzungen um diese Frage scheinen umso dogmatischer zu werden, je
mehr der eigentliche Hintergrund nicht verstanden wurde. Es finden sich
Mißverständnisse in verschiedenen Lehrmeinungen zu einem wichtigen Thema des 2.
Reiki-Grades: wann darf ich eine Fernbehandlung geben und wann nicht?
Mir scheint, je weniger dies verstanden wurde, umso rigider, dogmatischer lernen
die Schüler bestimmte Regeln, ohne daß ihre Reiki-Lehrer selbst verstanden
hätten, worum es dabei geht.
Vielleicht können die folgenden Erläuterungen ein wenig dazu beitragen, diese
Mißverständnisse aufzulösen und zu einem besseren Verständnis zu verhelfen:
Das Grundlegende in jeglicher Energiearbeit ist immer die Intention, die
Absicht, die Vorstellung, die wir bei der Arbeit mit der Energie haben. Die
Energie folgt meiner Aufmerksamkeit. Sie arbeitet also demnach genauso, wie ich
mir das vorstelle. Dies ist aber gar nicht so leicht zu verstehen, ich werde
versuchen, es weiter am Beispiel der Fernbehandlung zu erläutern.
Ich kann passiv ein Energiefeld in der Fernbehandlung anbieten, mit der
Vorstellung, daß sich die Person, falls gewünscht, diese Energie einfach abholt,
zu sich zieht. Oder ich kann Verbindung aufnehmen zu der Zielperson der
Fernbehandlung und entsprechend meiner Wahrnehmung aktiv und gezielt im
Energiefeld dieses Menschen wirken. Meine Intention, meine Absicht, meine
Vorstellung, wie die Fernbehandlung aufgenommen wird, entscheidet also darüber,
was genau geschieht, ob ich dem empfangenden Energiekörper gegenüber aktiv oder
passiv bin. Je nachdem, sollte ich wissen, daß eine Fernbehandlung zu diesem
Zeitpunkt erwünscht ist, oder aber ich benötige eine derartige Zustimmung nicht.
Dies bedeutet, daß es durchaus unterschiedliche Formen der Fernbehandlung gibt,
je nach unserer Intention, unserer Vorstellung. Und je nachdem, welche Form der
Fernbehandlung wir anwenden, müssen wir entsprechende Regeln beachten. Ich kann
diese Regeln jedoch nicht für alle Fernbehandlungen grundsätzlich aufstellen,
sondern es ist immer abhängig davon, ob ich aktiv oder passiv gegenüber dem
empfangenden Energiefeld in der Fernbehandlung bin.
Dies, so denke ich, ist der eigentliche Punkt, der zu verschiedenen Regeln
geführt hat, und sein Verständnis kann ein wenig Licht ins Dunkel bringen, warum
manche 2.Grad-Schüler lernen, niemals ungebeten eine Fernbehandlung zu geben,
und andere wiederum lernen, daß ich auch jederzeit ohne Erlaubnis der
empfangenden Person Reiki schicken darf.
Der Umweg, erst einmal das Höhere Selbst zu fragen, ob ich mit meiner
Fernbehandlung willkommen bin, ist eine seltsame Art, diese Thematik zu lösen,
denn welcher Reiki-2-Schüler vermag schon so absolut neutral und leer zu sein,
daß er eine verlässliche Antwort daraufhin und keine Projektion der eigenen
Ängste und Hoffnungen empfängt? Dies dürfte wohl eher nur sehr selten der Fall
sein. Das benötigt doch jahrelange Erfahrung, um klar erkennen zu können und
dabei frei von allen eigenen Impulsen zu sein.
Energie folgt meiner Aufmerksamkeit. Dies ist ein Grundgesetz des energetischen
Arbeitens. Ich kann demnach mit meiner Vorstellung bestimmen, wie sich die
Energie in der Fernbehandlung verhält, sie sozusagen programmieren. Mal ist es
gut, in der Fernbehandlung lediglich passiv ein Energiefeld anzubieten, und
manchmal ist es wesentlich effektiver, aktiv bei der Fernbehandlung im
empfangenden Energiefeld zu arbeiten, entsprechend dem, was mir Reiki im
Energiekörper aufzeigt. Wenn ich die Erläuterung von Usui Sensei im Reiki Hikkei
recht verstehe, so hat auch er nicht nur passiv Hände aufgelegt, sondern aktiv
im Energiefeld der Menschen gearbeitet, durch Pusten, Streichen, Kneten und
Berühren.
Ich hoffe, ein wenig zu einem besseren Verständnis des 2. Reiki-Grades
beigetragen zu haben, es ist schwierig, dies nur an Hand von Worten zu
vermitteln, im Seminar kann ich dies direkt demonstrieren. Weitere Fragen hierzu
sind willkommen.
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